Telomere

Laut Prof. David A. Sinclair, Professor für Genetik an der Harvard Medical School, sind das Altern und die damit in Zusammenhang stehenden Krankheiten die Folgen von acht oder neun „Zeichen“ des Älterwerdens. Eines dieser Zeichen ist die Abnutzung der schützenden Enden der Chromosomen, den sogenannten Telomeren.

Telomere sind eine Art Schutzkapsel am Ende der Chromosomen, welche in der Zelle ordentlich gefaltet und aufgerollt sind. Sie schützen die Chromosomen bestmöglich vor Schäden aller Art. Entzündungen, oxidativer Stress und Insulinresistenz schaden den Telomeren, welche ein wenig an die Plastik-Schutzkappen am Ende der Schnürsenkel erinnern, die bekanntlich dafür sorgen, dass diese nicht ausfransen.

Telomere sind so etwas wie die biologische Uhr unserer Körperzellen, daher lässt sich das biologische Alter eines Menschen auch anhand der Telomere bestimmen. Je länger die Telomere am Ende der Chromosomen sind, umso häufiger kann sich die Zelle noch teilen und umso jünger sind wir. Die Länge der Telomere verkürzt sich jedoch im Laufe unseres Lebens, und das führt dazu, dass alternde Zellen die Zellteilung einstellen. Danach gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder die Zelle wird entsorgt, was man als Apoptose bezeichnet, oder die Zelle bleibt vorhanden und altert. Diesen Prozess bezeichnet man als Seneszenz. Seneszente Zellen sind gestörte Zellen, die sich mit zunehmendem Alter ansammeln und mit vielen Altersproblemen in Zusammenhang gebracht werden.

Mittels spezieller Untersuchungen kann man in den Blutzellen die Länge der Telomere bestimmen lassen. Die Vermessung der Telomere wird in darauf spezialisierten Laboren durchgeführt, benötigt wird dazu nur ein wenig Blut. Laut führenden Gerontologen kann der Erhalt der Telomerlänge möglicherweise die Lebensdauer über das gegenwärtige theoretische Maximum von 125 Jahren erhöhen.

Unser Lebensstil und diverse Umweltfaktoren haben übrigens großen Einfluss auf die Länge, respektive die Kürze unserer Telomere. Entdeckt und bewiesen haben diesen Umstand zwei Damen, die dafür 2009 den Nobelpreis erhielten: Elizabeth Blackburn und Carol Greider. Den Nachweis, dass sich die Telomerlänge mittels Lebensstil beeinflussen lässt, haben die zwei Wissenschaftlerinnen allerdings schon 1984 erbracht und entdeckten im Zuge dessen auch gleich das sogenannte Jungbrunnenenzym Telomerase.

Besagte Telomerase ist definitiv in der Lage, die Verkürzung von Telomeren zu verlangsamen, zu verhindern oder sogar rückgängig zu machen. Telomerase verhindert nämlich in bestimmten Zellen durch eine Wiederherstellung der Telomere, dass die Chromosomen mit jeder Zellteilung kürzer werden.

Das Enzym Telomerase schützt uns nicht nur vor dem Altern, durch die Regeneration von Telomeren kann es das biologische Alter auf zellulärer Ebene sogar umkehren!